VOLONTÄRBLOG von Paul
#9 TÜTENSUPPE
Das Abendlicht malt das schönste Bild von Stung Treng. Wenn sich die letzten Sonnenstrahlen auf die Häuser legen, zeigt sich die Stadt in den wunderbarsten Farben. Sie sieht dann so aus, als würde sie glühen: Der rote Staub auf den Straßen, die kleinen Essensstände am Straßenrand, die Werbeplakate an der Fassade: Das Licht schenkt den kleinen Dingen der Stadt die Aufmerksamkeit, die der hektische Tag und die gleißende Mittagssonne nicht für sie hat.
Am Tag versuchen die Menschen auf den Straßen schnell von hier nach da zu eilen, sie achten auf die Straße vor sich, um bloß keinen ihresgleichen und kein Schlagloch zu übersehen. Am Abend ist das anders. Dann verbinden sich die vielen Farben dieser bunten Stadt zu einem leuchtenden Anblick.
Ich sehe dieses schöne, warme Bild, als wir zurück in die Stadt fahren, nachdem wir eine kleine Besorgung gemacht haben: Etwas außerhalb Stung Trengs steht ein Mann mit einem riesigen Anhänger. Er hat hunderte Körbe daran befestigt: Kleine und große, tiefe und flache. Es ist ein kleines Wunder, wie sein Moped diese gigantische Ladung durch den Verkehr zieht, ohne einen Unfall zu bauen. Wir zeigen auf den geflochtenen Korb, den wir für die Wohnung kaufen möchten. Er bindet ihn geschickt ab und überreicht ihn uns lächelnd, nachdem wir bezahlt haben.
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Es ist zumindest ein kleines Kunststück, dass wir den Korb ohne Einschränkungen auf unserem Moped transportieren können, als wir weiterfahren. Dabei ist es nur einer.
Als wir die Markthalle erreicht haben, parken wir die Mopeds und tauchen für kurze Zeit in die leuchtende Stadt ein: “Mi sop? Mi Sop?”, fragen wir uns von Stand zu Stand durch, bis wir eine Garküche im Markt entdecken, die Nudelsuppe anbietet. Die Frau nimmt unsere Bestellung aufmerksam entgegen, öffnet zwei Packungen Instant-Nudeln und gibt sie mit ein paar Sojasprossen in das Wasser, das hinter ihr im Kochtopf blubbert. Wir haben die Suppe zum Mitnehmen bestellt, einige Minuten später verstehen wir, wie die Frau diese Bestellung umsetzen will. ⇒
Sie füllt die gewürzte Brühe in eine Plastiktüte und legt die Nudeln und Sojasprossen in jeweils einer Plastiktüte dazu. Schließlich steckt sie alle drei Plastiktüten in eine vierte Plastiktüte, die sie wieder fest zubindet.
Strahlend überreicht sie uns zwei heiße Plastikhaufen, in denen wir irgendwo auch unsere Suppe finden werden – unsere Tütensuppe. Sie schmeckt – das wissen wir, als wir zu Hause essen – fantastisch. ⇐
Paul war 2017 als Volontär für BeeBob in Kambodscha. Er gab den Kindern Englischunterricht und arbeitete mit Projektleiter Phalla an neuen Projekten im Center. Heute engagiert sich Paul im BeeBob-Vorstand für die Kinder.
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