VOLONTÄRBLOG von Paul

#2 MIT DEM Tuktuk durch phnom penh

Vielleicht ist es der unwirklichste Moment meines bisherigen Lebens, als sich die Türen des Flughafens öffnen und ich plötzlich mitten drin bin. Mitten in Kambodscha! Es ist furchtbar heiß, den Lärm der Straße höre ich bis hier. Unzählige Eindrücke regnen auf mich ein. Ich bin da! Die Welt, die ich aus Büchern und Filmen kenne – sie ist hier!

Vier Stunden vorher: Nachdem das Flugzeug in Bangkok gelandet ist, rennen wir schnell zum Gate des Anschlussfluges. Schilder gibt es keine, nur Helferinnen mit handgeschriebenen Zetteln, die uns Zahlen, Buchstaben und Richtungsanweisungen zurufen. Wir passieren die Sicherheitskontrolle mit ihren neongrünen und pinken Plastikkörbchen und können schon nach wenigen Minuten ins Flugzeug steigen. Es ist eine komische Menschenansammlung, die hier mit uns nach Phnom Penh fliegen möchte. Einige Asiaten, ein paar Geschäftsmänner und den ein oder anderen Deutschen sehe ich auch. Das Flugzeug ist zur Hälfte leer, neben uns nehmen drei italienische Männer Platz. Nach einer halben Stunde bringen die Stewardessen Thunfisch im Blätterteigmantel und einen kleinen Keks mit roten Bohnen. Schmeckt ganz gut!

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Der Flug vergeht schnell. Kurz bevor wir in Phnom Penh landen, zeigt sich unter uns ein wunderschönes Bild. Wir sehen dichte Wälder, grüne Felder und Flüsse, die das gesamte Umland mit Wasser getränkt haben. Es ist Regenzeit in Kambodscha, riesige Flächen unter uns sind überflutet, das Flussbett ist häufig gar nicht zu erkennen. Nur vereinzelt ragen kleine Hügel oder längere Streifen Land aus dem braunen Wasser. Dann nähern wir uns der Hauptstadt. Erst erkenne ich einzelne Häuser und Straßen, Sekunden später sehe ich die Stadt: Ein riesiges Netz von Straßen, dazwischen kleine Häuser mit roten und hellblauen Dächern. Als das Flugzeug zur Landung ansetzt, streifen wir fast die bunten Häuserdächer, sehe ich die vielen Mopeds, die durch die Stadt fahren.

Leider ist mein Rucksack in Bangkok liegen geblieben. Zum Glück hilft mir ein netter Mann, der verspricht, dass ich am Abend alles geliefert bekäme. Ich glaube ihm und schiebe meine Sorgen beiseite.

Es ist wirklich ein unbeschreibliches Gefühl, als ich endlich den Flughafen verlasse. Wir nehmen uns ein Tuktuk für 7 Dollar (er wollte acht, üblich sind sechs) und geben dem Fahrer die Adresse des Guesthouses.

Der Mann möchte keine Zeit verlieren, schnell startet er den Motor seines Mopeds, das unsere Kabine zieht und fährt in den Straßenverkehr. Was für eine Fahrt! Hunderte Mopeds fahren auf der Straße, dazwischen immer wieder TukTuks und große Geländewagen. Neben uns sehe ich riesige Familien, Mönche mit orange leuchtenden Kleidern, Geschäftsmänner oder Schulkinder mit schicken hellblauen Hemden. Sie überholen links und rechts, fahren bei Stau in jeden kleinen Zwischenraum zwischen den wartenden Autos. Sie weichen auf den Bürgersteig aus und rasen über ein tiefes Schlagloch, noch ein Schlagloch, noch ein Schlagloch, noch eine Schlagloch. Fest halten wir den Koffer fest. Jetzt hat auch unser Fahrer so eine Abkürzung genommen. Er schaut uns kurz im Rückspiegel an, lächelt und fährt weiter. 

Manchmal biegen ein Dutzend Mopeds gemeinsam auf unsere Straße ab, nicht selten kommt uns ein Fahrzeug frontal entgegen. Man könnte sagen, die Fahrer in Phnom Penh achten nicht auf die Regeln – richtiger wäre: Der Straßenverkehr in Phnom Penh funktioniert nach seinen eigenen Regeln: Nie habe ich das Gefühl in Gefahr zu sein, immer weicht unser Fahrer geschickt aus. Die vielen Mopeds funktionieren wir ein Fischschwarm. Alle Fahrer haben die Augen weit aufgerissen und lenken ohne Aufregung um jedes Hindernis. Sie finden immer einen Weg, um die Gefahr zu umfahren, nur selten muss unser Fahrer richtig bremsen.

 

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So rasen wir etwa eine halbe Stunde durch den Großstadtverkehr von Phnom Penh. Die heiße Luft bläßt mir ins Gesicht, schnell legt sich ein Staubfilm auf meine Kleider, ich spüre ihn auch in der Lunge. Bunte Häuser mit schön bepflanzten Balkonen, goldene Tempel und gigantische Baulücken und Baustellen ziehen an uns vorbei. Es brummt und hupt. Am Straßenrand stehen strahlend grüne Bäume, dazwischen haben sich kleine Stände eingerichtet. Die Verkäufer bieten Obst in großen Körben an, vermieten Mopeds oder warten auf Kunden in ihrer kleinen Werkstatt. Es ist ein kunterbuntes Bild, farbenfroh, exotisch und laut.

Ich bin komplett sprachlos.

Irgendwann, die Fahrt kommt mir wirklich lange vor, hält der Fahrer an. Wir bekommen das Zimmer, das wir telefonisch reseviert haben, unsere Namen sind an eine große schmutzige Magnettafel geschmiert. Die Zimmer sind einfach, aber ausreichend. Ich bin komplett übermüdet, lege mich zwei Stunden hin. Am Nachmittag laufen wir ein wenig durch die Nachbarschaft und treffen J vom Verein. Sie erklärt uns die wichtigsten Aufgaben, berichtet, was der erste Monat für Aufgaben bringen wird.

Als ich wieder im Guesthouse bin, bin ich extrem müde. Augenblicklich schlafe ich ein. Nur einmal werde ich bis zum nächsten Mittag (13 Uhr) noch wach. Gegen elf Uhr klopft es an der Tür. “Paul, Paul, your bag is there”, sagt der Hotelmann. Der perfekte Abschluss eines wunderbaren Tages.