VOLONTÄRBLOG von Paul

#7 DREI TROPFEN REGEN

Phalla winkt mit der rechten Hand und bremst ab. Der rote Staub, der die Straße bedeckt wirbelt in einer kleinen Wolke auf, dann biegt er nach rechts ab. Ich folge ihm auf meinem Moped durch ein Tor, dann führt der Weg durch ein grünes Gelände. Nach ein paar Metern scheinen die Wohnhäuser des Kinderdorfes durch die Blätter durch.

Es ist unser erster Besuch hier. Die Kinder spielen gerade auf dem Basketballfeld, als wir ankommen. Sie begrüßen uns freudig und fragen, ob wir mitspielen möchten. Also stelle ich mich zu den Kindern auf das Basketballfeld. Mit Füßen, Händen und dem Kopf spielen wir uns ein kleines fliegendes Ding zu. Als es auf die Erde fällt und kurz liegen bleibt, kann ich es zum ersten Mal richtig anschauen. Eigentlich sieht es aus wie ein Federball. Vorne ist allerdings eine Federung angebracht, die das kleine Teil springen lässt, wenn es aufkommt. Phalla erklärt uns später, dass man sich den Ball eigentlich mit den Fußsohlen zuspielt und versucht, dass er nicht auf die Erde kommt. Der Sport sei sehr bekannt in Kambodscha, viele Menschen spielten nach der Arbeit “Cambodian Shuttlecock”.

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Nach dem Spiel setzen sich alle nebeneinander an den Tisch und stellen sich vor. Wir erfahren den Namen der Jungen und Mädchen, das Alter und die Schulklasse, die sie momentan besuchen. Dann zeigen sie uns, welches Heft sie momentan im Englischunterricht bearbeiten, damit wir unseren Unterricht vorbereiten können. Phalla zeigt uns den großen Garten, die Küche, den Hühnerstall und den kleinen See auf dem Grundstück. Das Kinderdorf liegt in einer grünen Oase, zwischen großen, schattenspendenden Pflanzen, Bananenbäumen und Sträuchern. Phalla habe im Wasser gestern noch eine Schlange gesehen, eine ungiftige, erzählt er.

Später spiele ich mit den Jungen Fußball und lerne Khmer: Was Banane heißt weiß ich jetzt, was groß und klein heißt, musste ich eben schon wieder nachschauen. Die Sprache ist wirklich komplett fremd, morgen möchte ich mir Karteikarten kaufen, um die Vokabeln schneller zu lernen.

Irgendwann entscheiden wir uns, zurückzufahren: Erst ein paar Meter auf dem roten Sand, dann auf die asphaltierte Hauptstraße, die nach einigen Minuten breiter wird und über den Mekong führt. Wir fahren etwa zwanzig Minuten: vorbei an Stelzenhäusern und kleinen Mopedwerkstätten, bis wir schließlich wieder Stung Treng erreichen. Nach unserer Fahrt aufs Land kommt mir die Stadt wie eine Großstadt vor. Wir erledigen kurz den Einkauf und halten bei dem Geschäft für Kühlschränke, weil unserer nicht funktioniert. Der Mann besucht uns später und stellt nach einer kurzen Inspektion fest, dass das Gerät kaputt ist. Kurzerhand lädt er das Teil auf sein Moped und fährt davon. ⇒

Am Abend gehen wir wieder Bratnudeln essen, mit Spiegelei. Dazu bestelle ich einen Avocadoshake, den uns die Volontäre von Evergreen empfohlen haben. Er schmeckt leicht nussig und süß, auch ein bisschen nach Avocado. Die Kambodschaner lieben Kondensmilch, sie muss auch in meinem Shake sein. Die Leute mischen sie hier mit großer Freude in alle Getränke. Mir schmeckt es super!

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Als wir später auf die Mopeds steigen, um vorbei an der bunten Kirmes und den hell erleuchteten Marktständen nach Hause zu fahren, stutzen wir: Ein paar Tropfen, mehr sind es nicht, die ich auf meinen Füßen und Händen spüre – trotzdem kommen sie mir bedeutend vor! In diesen Tagen ist die Regenzeit am Ende angelangt. Vielleicht werden es die einzigen Tropfen bleiben, die mir die kambodschanischen Wolken zumuten.

Paul war 2017 als Volontär für BeeBob in Kambodscha. Er gab den Kindern Englischunterricht und arbeitete mit Projektleiter Phalla an neuen Projekten im Center. Heute engagiert sich Paul im BeeBob-Vorstand für die Kinder.

Hast auch Du Interesse an einem Volontariat mit BeeBob? Alle Infos zu Deiner Bewerbung und einem möglichen Freiwilligendienst an den Ufern des Mekongs gibt es hier.

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