VOLONTÄRBLOG von Paul

#5 Spektakel am Sekong

Heute findet in Stung Treng das erste große River-Festival statt. Phalla berichtet uns davon ganz beiläufig, als er uns nach dem Frühstück besucht. Wir könnten mitkommen, sagt er: Er habe eine Einladung erhalten. Um 14 Uhr treffen wir uns also am Haus und fahren gemeinsam an die Promenade des Sekongs. Anna fährt bei Phalla mit, ich versuche ihm zu folgen. Als wir den Fluss mit unseren Mopeds erreichen, wird es immer enger auf der Straße. Tausende Menschen sind unterwegs und laufen entlang der vielen Essensstände, ich muss aufpassen, dass ich Phalla nicht aus den Augen verliere.

Er schlängelt sich mit dem Moped ohne große Mühe durch die Menschenmasse bis er schließlich anhält und unter einer Reihe Palmen parkt. Als auch ich mein Moped unter den Bäumen abstelle und meinen Helm abziehe, kann ich mich zum ersten Mal richtig umschauen: Die ganze Stadt scheint zum Fluss gekommen zu sein. Traditionelle Musik scheppert aus einem Lautsprecher, kann aber nicht die Rufe der vielen Kinder übertönen, die überall umherlaufen. Phalla führt uns in einen feierlich dekorierten Pavillon, der durch einige Absperrungen von den vielen Menschen getrennt ist. Bunte Tücher hängen an der Decke, ein Teppich verdeckt die dreckige Staße. Es dauert nur wenige Sekunden und wir werden einigen Menschen vorgestellt. Die Männer in den ordentlichen Anzügen arbeiten für verschiedene Ämter oder Organisationen in der Region. Ich begrüße sie etwas verunsichert, indem ich meine Hände zusammenlege und mich verbeuge. Sie schauen freundlich zurück.

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Die Hauptattraktion des Festes soll ein Bootrennen auf dem Sekong sein. Unten am Ufer warten die Teams schon auf den Start und ordnen die kleinen religiösen Gaben an der Spitze der langen dünnen Boote. Im Pavillon bereiten sich unterdessen alle auf die heutige religiöse Zeremonie vor, bei der die Menschen für ein glückliches und erfolgreiches Fest beten wollen. Vor den goldenen, hübsch dekorierten Stuhlreihen steht ein Podest mit unzähligen Früchten, die aufwendig gestapelt wurden und mit Blumen dekoriert sind. Äpfel, Ananas, Orangen, Trauben und große, mir unbekannte Knollen liegen dort. In jedem Stapel Obst stecken kleine Kerzen.

Die Musik aus dem Lautsprecher hat mittlerweile aufgehört. Eine Gruppe junger Männer spielt neben uns auf Xylophonen und Trommeln, dann hebt ein Mann seine Stimme und betet. Manchmal redet er, dann fällt seine Stimme in einen Singsang. Die vielen Menschen auf den Stühlen wohnen dem Spektakel mit wenig Interesse bei. Während in der ersten Reihe einige Menschen bei der Zeremonie Samenkörner und Reis auf das Podest schmeißen, plaudern die Leute in den hinteren Reihen weiter oder schauen gelangweilt durch ihre Facebookseite. Phalla erklärt uns genau, was gerade passiert. Als die Zeremonie vorbei ist, wird das Obst verteilt – ich bekomme einen gesegneten Apfel geschenkt.

Dann stürmen alle an die Mauer, um dem Rennen auf dem Fluss zuzuschauen. Die vielen Boote sind inzwischen weit stromaufwärts gefahren und starten dort. Die Menschen um mich herum johlen und applaudieren, als die langen Boote sich zügig nähern. Sie rufen und springen und als die Boote kurz vor dem Ziel sind, schreien alle nur noch glücklich durcheinander. Wunderbar! ⇒

⇒ Als das Rennen beendet ist, leert sich die Fläche mit einem Mal. Auch wir gehen zum Parkplatz zurück und fahren in Richtung Stadt. Hunderte Mopeds schieben sich durch die engen Straßen. Vorbei an drei grasenden hellbraunen Kühen, die am Straßenrand stehen, weiter zum Markt. Phalla zeigt uns dort einen Laden für leckere vegetarische Bratnudeln und fährt nach Hause. Wir nehmen erschöpft unter den flackernden Leuchtröhren Platz und warten auf das Essen. Im Fernsehen läuft Thaiboxen. Erst jetzt merke ich wie hungrig ich bin, seit einer halben Woche habe ich nur wenig und sehr unregelmäßig gegessen. Die Bratnudeln sind unglaublich lecker. Sie liegen mit leckerer leicht süßer Soße und ein bisschen Gemüse auf dem Teller, oben drauf trohnt ein Spieglei. Es dauert nicht lange, bis der Teller leer ist und wir bezahlen: 10 000 Riel haben beide Portionen gekostet.

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Inzwischen ist es dunkel geworden. Das abendliche Bild der Stadt ist wunderschön. Eine kleine Kirmes mit einem winzigen Riesenrad leuchtet auf einem Platz, am Markt schließen gerade die letzten Läden. Anna setzt sich hinten auf mein Moped und so fahren wir  langsam zurück nach Hause. Die Strecke ist mir inzwischen schon ganz gut bekannt.

Paul war 2017 als Volontär für BeeBob in Kambodscha. Er gab den Kindern Englischunterricht und arbeitete mit Projektleiter Phalla an neuen Projekten im Center. Heute engagiert sich Paul im BeeBob-Vorstand für die Kinder.

Hast auch Du Interesse an einem Volontariat mit BeeBob? Alle Infos zu Deiner Bewerbung und einem möglichen Freiwilligendienst an den Ufern des Mekongs gibt es hier.

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